Wintereinbruch im September am Wilden Kaiser
Eigentlich wollte ich diesen Blog-Post beginnen mit: Ich sitze bei strahlenden Sonnenschein auf dem Dorfplatz in Going, einem der Drehorte der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“. Dort habe ich gestern tatsächlich auch den Text größtenteils geschrieben, es aber nicht mehr geschafft ihn fertig zu stellen.

Nun muss ich leider schreiben: Ich sitze bei Dauerregen und sechs Grad Celsius in meinem Camper und auf einem Parkplatz vor dem Corona-Testzentrum in Garmisch-Partenkirchen. Das österreichische Bundesland Tirol, in dem ich die letzten zwei Wochen verbracht habe, wurde am Freitagabend als Risikogebiet eingestuft, was für mich bedeutet, dass ich bei der Einreise nach Deutschland diesen Test machen muss, und dann ca. 24. bis 36 Stunden in Quarantäne in meinem Camper auf das Ergebnis warten darf. Nur so kann ich hoffentlich (mit negativen Testergebnis) diese Woche noch an meinem Projekt weiterarbeiten und weitere Protagonisten in der Zugspitzregion treffen. Dies gehört dieser Tage leider zum grenzüberschreitenden Arbeiten dazu. Nun aber zu meinen Erlebnissen der letzten Woche.

In den vergangen Tagen gab es einen Temperatursturz von spätsommerlichen 22 Grad am Donnerstagabend zu 2 Grad mit Schneeregen am Freitagabend. Die Schneefallgrenze fiel auf knapp 1000m, so dass ich gestern bei Sonnenschein ein traumhaftes Panorama mit schneebedeckten Bergen und grünen Tälern genießen konnte. Ich habe die ganze Woche in Söll auf dem Hof von Corinna verbracht. Sie erfüllt sich gerade ihren Lebenstraum und baut einen alten Bauernhof, der die letzten Jahre leer stand, zu Nico’s Trekking Farm um. Als erstes hat sie sich um die Renovierung von Laufstall, Auslaufbereich für die Tiere sowie den Reitplatz gekümmert, damit ihre Ziegen, Pferde und Einsteller das neue Zuhause möglichst schnell beziehen können.




Da ich in den Wochen zuvor viel Zeit im Camper am Laptop verbracht habe, kommt für mich etwas körperliche Abwechslung nicht ganz ungelegen. Corinna musste bis zum vergangen Wochenende am Hof viel fertig bekommen, damit die Tiere einziehen konnten. Deshalb half ich unter anderem beim Schaufeln von Kies und Hackschnitzeln für den Auslaufbereich, beim Putzen des alten Stalls, beim Auslegen von neuen Stallmatten und dem Verteilen von Sägemehl. Dies hatte den großen Vorteil, dass ich viele Gelegenheiten bekommen habe mit Corinna über ihr bisheriges Leben und zukünftige Pläne zu sprechen und sie zu fotografieren.

Ich lerne Corinna als junge Frau mit sehr viel Energie und Lebensfreude kennen. Aber auch sie ist schon durch schwierige Zeiten gegangen, ist aber dankbar für alle positive und auch negativen Erfahrungen, die sie hat machen dürfen. Alles hat sie zu diesem Punkt in ihrem Leben gebracht, den sie gerade mit größter Freude lebt.


Als am Samstag die Pferde und am Sonntag die Ziegen in ihr neues Zuhause ziehen, strahlt Corinna mit allen Fasern ihres Körpers. Sie ist erschöpft von der anstrengenden Arbeit der vergangenen Wochen, aber überglücklich, den Tieren ein schönes Heim bieten zu können. Sie erzählt mir, dass sie in der ersten Nacht nach dem Einzug der Pferde kaum schlafen konnte und alle paar Minuten die Stallkameras auf ihrem Handy aufgerufen hat um zu überprüfen, dass es den Pferden gut geht. Als sie am nächsten Morgen ihren Leó mit frischen Heu versorgt, könnte sie kaum glücklicher sein.






Zudem hat das Schicksal Corinna erst vor wenigen Monaten das i-Tüpfelchen für ihr Glück beschert und sie mit ihrem Seelenverwandten Martin zusammengeführt. Die beiden kennen sich schon viele Jahre, sind aber erst vor wenigen Monaten ein Paar geworden. Ich durfte Martin schon bei unserem letzten Treffen kurz kennenlernen. Bei einer gemeinsamen Autofahrt führen wir ein sehr tiefgründiges Gespräch über unsere Erfahrungen mit den Leben und dem Tod. Ich merke, dass Martin’s Lebensgeschichte eine ganz besondere ist und freue mich, dass sie Teil meines Buchprojekts wird. Ich bin mir sicher, viele Menschen können von ihm und seiner Geschichte etwas lernen. Davon aber erst mehr im nächsten Blog-Post.

Ich bin sehr froh, dass ich durch diese Woche ein Teil von Corinna's Herzensprojektes sein durfte. Die Zusammenarbeit mit ihrer Familie und Freunden hat großen Spaß gemacht und war eine besondere Erfahrung. Und nun drückt mir die Daumen, dass mein Testergebnis negativ sein wird 🤙🏻.