Lächele dein Gegenüber an, denn ein Lächeln verbessert die Welt.
Die kurze aber intensive Zeit im Nationalpark Hohe Tauern und rund um den Wilden Kaiser war ein großartiger Start für mein Projekt in Österreich. Am Anfang der Woche ging es aber wieder zurück nach Südtirol, um Michil und Alexander in ihren Zufriedenheitsmomenten zu fotografieren.

Auf dem Weg nach Corvara gibt es aber noch einen zusätzlichen Stop. Ich treffe mich mit Lukas, einem jungen Experten in den Bereichen Lawinenkunde, Skitourgehen und Steilwandabfahrt. Lukas lebt und arbeitet auf dem elterlichen Hof mit angeschlossener Gastwirtschaft. Eigentlich wollte er Lehrer werden, aber die Vorstellung, die meiste Zeit des beruflichen Alltags nicht in der Natur verbringen zu können, konnte Lukas nicht mit seiner Lebensphilosophie vereinbaren. Am liebsten ist Lukas in seiner Heimat, dem Stubaital, unterwegs. Wenn er anfängt vom Schnee und seinen Erlebnissen in der Natur zu erzählen, beginnen seine Augen zu leuchten. Lukas schreibt schon viele Jahre seinen eigenen Blog, in dem er von seinen langen Tagestouren im Skitourgehen berichtet. Eine weitere seiner Leidenschaften ist die Lawinenkunde. Hier probiert er den Menschen einen praxisnahen Zugang zur Thematik zu ermöglichen. Da Lukas ein absoluter Schneemensch ist, werde ich ihn selbstverständlich auch im Schnee fotografieren. Wir verabreden uns für den Winter.

In Corvara treffe ich Michil wieder. In seinem Hotel La Perla begleite ich ihn einen Vormittag lang bei seinen kleinen alltäglichen Zufriedenheitsmomenten. Michil ist ein Frühaufsteher und freut sich jeden Tag darauf, die ersten Sonnenstrahlen auf der Boè Spitze zu sehen. Anschließend kontrolliert er die Qualität des Kaffees im Hotel. Er sagt: "Wenn der Kaffee passt und ich die Sonnen gesehen habe, bin ich schon sehr zufrieden." Die Wertschätzung dieser kleinen Momente sind ihm sehr wichtig.

Michil guckt, ob die ersten Sonnenstrahlen schon da sind

Da einer seiner absoluten Zufriedenheitsmomente die tägliche Wanderung auf den Hausberg Col Alto ist, begleite ich ihn dabei natürlich auch. Ich muss mich verdammt anstrengen, mit meinen zwei Kameras den steilen Weg hochzukommen und mit Michil Schritt zu halten. Und das, obwohl er sogar barfuss unterwegs ist. Er genießt es, sich bei jedem Schritt zu konzentrieren und so in einen meditativen Zustand zu kommt. Zum Glück macht Michil ab und zu eine Pause, um zum Beispiel seine Lieblingslärche zu umarmen oder seinen Blick über die wunderschöne Berglandschaft schweifen zu lassen und ein paar Notizen zu machen. Wenn er nicht wandern kann, meditiert Michil zu Hause. Er sagt: "Dann sind die Sorgen wieder weg, dann geht es mir wieder gut."


Alexander fotografiert Michil beim Notieren seiner Gedanken
Ich bin fasziniert und inspiriert von der Unterhaltung mit Michil und spüre seine Zufriedenheit, wenn er über sein Leben und seine Unternehmensphilosophie - die Gemeinwohlökonomie - spricht. Zu dieser Zufriedenheit hat maßgeblich der Dalai Lama beigetragen, mit dem er schon einige Male sprechen durfte. Ein Grundprinzip ist: "Lächele dein Gegenüber an, denn ein Lächeln verbessert die Welt." Dies wendet er auch konsequent an, wenn er mit seinen Mitarbeitern kommuniziert, denn die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter steht bei ihm an höchster Stelle. Ich habe die Begegnung mit Michil sehr genossen und es gibt noch viele weitere Geschichten und Details über ihn, die dann im Buch ihren Platz finden werden.

Am nächsten Tag treffe ich Alexander von Pastalpina in seiner Manufaktur in Bozen wieder. Hier kreiert er wunderbare Grissinis, Nudeln und Brot aus alten Getreidesorten wie Emmer, Buchweizen und Einkorn. Ich darf beobachten, mit welcher Freude Alexander den Teig mit seinen Händen verarbeitet.

Ich begleite ihn bei seinem täglichen Entspannungsspaziergang zur St. Hippolyt Kirche. Der Weg führt uns durch einen wunderschönen Wald vorbei an einem seiner Kraftorte, einem kleinen einsamen Weiher. Ich spüre wie er die Kraft in sich einsaugt und den Moment voll genießt. Oben bei der Kirche angekommen haben wir einen großartigen Ausblick auf das Tal.

Alexander & Alexander vor der St. Hippolyt Kirche
Alexander sagt: "Allgemein bin ich immer dann zufrieden, wenn ich mich ganz intensiv spüre, also jede Faser meines Körpers. Ich kann dann alles annehmen, mich selbst als auch von außen, ohne zu werten, einfach nur sein zu lassen. Dann ist die Zufriedenheit voll da."

Am späten Nachmittag steht noch eines seiner Wochen-Highlights auf dem Programm. Alexander backt in einem Holzofen Pizza für die Gäste des Baumannhof's in Gfrill. Hierbei geht er voll in seiner Tätigkeit auf. Er genießt seine Arbeit für die Menschen vor Ort machen zu dürfen und freut sich, dass seine Pizza sowie seine Art und Weise der Zubereitung alle begeistert. Ein wahrer Glücksmoment für ihn. Dies merke ich insbesondere am späten Abend. Alexander ist schon seit knapp 21 Stunden in Action, und trotzdem ist er immer noch mit einer riesen Freude voll bei der Sache.

Ich schreibe diesen Blog-Eintrag auf der Wurzer Alm in Hafling, an dem Ort, wo diese wunderbare Reise zu den zufriedenen Menschen begonnen hat. Seit dem Beginn vor einigen Wochen bin ich durch Südtirol und Österreich gereist und bin überwältigt von den Begegnungen. Die Offenheit und Gastfreundschaft sind kaum in Worte zu fassen. Ich freue mich auf die kommenden Wochen und bin gespannt, was alles noch so passieren wird.