Eine Woche an der Zugspitze
Die Woche begann, wie schon im vorletzten Blog-Beitrag beschrieben, am Corona-Testzentrum in Garmisch-Partenkirchen. Nach dem Test am Montagabend hieß die Anweisung vom Gesundheitsamt: Begeben Sie sich in Quarantäne bis das Testergebnis nach 24-48 Stunden vorliegt. Also habe ich mir einen gemütlichen Parkplatz in Garmisch gesucht und gewartet. Glücklicherweise musste ich mich nur bis zum Nachmittag des folgenden Tages gedulden, als mein Smartphone mir eine freudige grüne Nachricht auf dem Bildschirm präsentierte. Die Arbeit draußen unter Menschen konnte also weitergehen.

Mitte der Woche bin ich mit Fanny in einem Café in Garmisch verabredet. Sie hat mit ihren gerade mal 34 Jahren schon ein sehr spannendes Leben hinter sich. Früh wird erkannt, dass sie sich auf zwei Brettern im Schnee pudelwohl fühlt und richtig gut ist. Sie liebt das Skifahren und feiert als Jungendliche Erfolge - entscheidet sich Profi als Skirennläuferin zu werden und ist dann über zehn Jahre lang von Weltmeisterschaften bis zu den Olympischen Spielen in Vancouver in der ganzen Welt auf ihren Kufen unterwegs.

Irgendwann fühlt sie, dass der Profisport nicht mehr das Richtige für sie ist, ihr nicht mehr gut tut und sie entschließt sich, ihre Karriere in neue Bahnen zu lenken. Da das Kochen schon immer einen großen Stellenwert in ihrem Leben hatte, absolviert sie eine Ausbildung zur Köchin. Sie merkt aber schnell, dass sie für ihre innere Zufriedenheit auf Sport und Natur nicht verzichten kann und probiert eine Balance zwischen der Arbeit in der Küche und der Zeit auf dem Berg zu finden. Sie reduziert ihre Arbeitszeit in der Küche. Dies ist aber nicht die einzige Reduktion in ihrem Leben. Fanny versucht immer minimalistischer zu leben. Sie erzählt mir, dass sie in ihrer Wohnung und ihrem Leben immer die Augen aufhält nach dem was sie wirklich braucht. Alles andere wird nach und nach aussortiert. Was sie täglich braucht und in gewisser Weise auch ein Ritual für sie ist: frischer schwarzer Kaffee am morgen. Das muss für sie immer sein, egal ob zu Hause oder wenn sie mit ihrem Bulli in den Alpen unterwegs ist. Wenn mal kein Schnee liegt, ist sie mit dem Mountainbike in den Bergen unterwegs. Deshalb verabreden wir uns auch für die kommenden Tage zum Mountainbiken, damit ich sie bei einer ihrer Leidenschaft fotografieren kann.
Nach dem Treffen mit Fanny erkunde ich die Region um die Zugspitze und mache eine Wanderung zum Osterfelderkopf und zum Badersee in Grainau, und freue mich auf die kommenden Fotoshootings.

Ich treffe mich mit Fanny am Samstagvormittag zum Shooting. Das Wetter ist überraschend gut, eigentlich soll schon eine Regenfront über uns sein, aber der Föhn meint es gut mit uns und lässt die Temperatur bei wunderbarem Sonnenschein innerhalb von 30 Minuten von 10 auf 20 Grad steigen. Wir haben Spaß, Fanny mit dem Bike und ich mit der Kamera. Pünktlich zum Ende der Fotosession kommen die ersten Regentropfen vom Himmel; was für ein Timing. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es zurück zum Auto bevor es für die nächsten Stunden schüttet und hagelt. Ich freue mich über das große Glück mit dem Wetter und das tolle Shooting mit Fanny. Wir verabreden uns für den Winter für ein zweites Shooting, denn das Skifahren darf bei ihrer Geschichte natürlich auf gar kein Fall fehlen.


Alexander fotografiert Fanny bei einer Abfahrt

Am Sonntagnachmittag fotografiere ich Zufriedenheitsmomente mit Maren und Manuel, die ich vor ein paar Wochen zum Interview getroffen habe. Die Beiden habe ich über Instagram kennengelernt. Als sie im vergangenen Jahr ihre mehrmonatige Reise durch Kanada und Südafrika begonnen haben, hat uns das Internet auf mysteriöse Weise zusammengebracht und ich bin ihnen virtuell auf ihrem Instagram-Profil „Roadtrip - The World“ gefolgt. Nach der Reise durch großartige Naturlandschaften war den Beiden klar, „in einer Großstadt wollen wir nicht mehr leben“ und sie haben ihren neuen Lebensmittelpunkt in das Zugspitzdorf Grainau verlegt.

Hier müssen sie nur aus der Haustür treten und kilometerlange Wanderwege, das Wettersteingebirge, die Zugspitze und viele Seen laden zum Verweilen und Aktivsein ein. Für Maren und Manuel war nach der Reise klar, „unsere Zufriedenheit wird im großen Maße von der Natur beeinflusst, deshalb haben wir uns bewusst für ein kleines Dorf in der Natur entschieden, wo man ohne Auto innerhalb von wenigen Minuten auf Pfaden in der Natur unterwegs sein kann.“ So verbringen die Beiden auch am liebsten ihre Freizeit. Jeden Tag nach der Arbeit sind sie auf den Wegen rund um Grainau unterwegs und jeden Freitag haben sie ihren ganz persönlichen Wandertag, an dem sie zum Beispiel zum traumhaften Seebensee in Tirol wandern.


Maren und Manuel genießen die Aussicht auf das Wetterstein Gebirge und die Zugspitze
Die Neu-Grainauer machen auf mich einen entspannten und glücklichen Eindruck. Auch ihr neues Zuhause haben sie sehr gemütlich eingerichtet, dass man sich nur wohlfühlen kann. Zwar sind sie bei Wind und Wetter draußen unterwegs, doch wenn es richtig ungemütlich wird - und das kann in den Bergen auch schon im September passieren - genießen sie die Nachmittage auf dem Sofa vor ihrem Holzofen und stöbern durch ihre Fotobücher der vergangenen Reisen.
